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Maple V -- Student Edition/Release 3 (DOS/Windows-Version)

International Thomson Publishing , ISBN 3-8266-0131-9, 1995 appr. 520pp., DM 149,-.  

Die neueste Maple-Version für DOS und Windows wird in diesem deutschsprachigen Paket zusammen mit 4 Disketten, zwei Dokumentationen (``Getting started'', ``Release Notes'') und einem Einführungsbuch für Studenten ausgeliefert; zu dem Buch gebe ich unten kurz meinen Eindruck wieder. Getestet wurde sowohl die DOS- wie auch die Windows-Version auf einem 486er mit 33 MHz und 8 MB RAM.

Die Handbücher beschreiben zum einen wie das System installiert und gegebenenfalls für Maple lauffähig gemacht wird (``Getting started''); zum anderen wird man über die wichtigsten Neuerungen und Unterschiede in den Versionen Release 2 und 3 unterrichtet (``Release Notes''). So erfährt man in letzterem z.B., daß in der Student Edition nicht alle Dateien der Sharewarebibliothek mitgeliefert werden, diese aber mittels electronic mail zu erhalten sind.

In der gesamten Anleitung habe ich nur wenig Hinweise darauf gefunden, was der Unterschied zu einer Vollversion von MAPLE ist (bis auf Shareware, s. oben). Dieses sollte, meiner Meinung nach, bereits auf der Verpackung erwähnt sein; ich könnte mir vorstellen, daß dies ohne weiteres ein Hinderungsgrund ist, daß Paket nicht zu kaufen. Denn, wer kauft schon gerne die Katze im Sack. Erst eine direkte Nachfrage bei Thompson erbrachte, daß es eine einseitige Übersicht gibt; diese wurde mir dann zugefaxt. Der Verlag sollte sich überlegen, diesen Zettel dem Paket zuzulegen. Folgende Einschränkungen gibt es:

  1. max. Anzahl an Termen in einer Summe: 8.000 (statt 65.000),
  2. max. Stellen einer Fließ kommazahl: 100 (statt 500.000),
  3. max. Dimension eines Arrays: 3 (statt `unbegrenzt'),
  4. max. Elemente in einem Array: 5.120 (statt `begrenzt nur durch RAM'),
  5. max. Speicher: 4 MB (statt `zur Verfügung stehender RAM'),
  6. kein MAPLE V Language Reference Manual (267 Seiten),
  7. kein MAPLE V Library Reference Manual (698 Seiten),
  8. kein First Leaves: A Tutorial Introduction to MAPLE V (253 Seiten). Statt dessen wird der Student Edition das unten rezensierte Buch beigelegt.

Die Installation der DOS- und der Windows-Version war ohne weitere Probleme möglich. Man besitzt die Wahlmöglichkeit zwischen DOS- oder Windows-Version alleine; oder man installiert beide Versionen zusammen. Entscheided man sich für beide Versionen, so werden die MAPLE -Pakete nur einmal installiert, der Zugriff von beiden Betriebssystemen auf die Pakete ist aber möglich. Dies ist platzsparend auf der Festplatte. Trotzdem braucht das Programm noch bis zu 18 MB, wenn alle Programme installiert werden. Um MAPLE laufen zu lassen, benötigt man mindestens einen 386er mit 4 MB Arbeitsspeicher, 12 MB freien Speicherplatz auf der Festplatte und, für die Windows-Version, Windows 3.1. Für Macintosh-Rechner existiert ein analoges Paket.

Sowohl die DOS- als auch die Windows-Version lassen sich sehr einfach und leicht bedienen. Wenn die Windows-Version zusammenbrach, stürzte deswegen nicht gleich auch Windows ab, was bemerkenswert ist, wenn man an andere Software unter Windows denkt. Sehr gut gelöst ist das Arbeiten mit dem Grafik-Output, der in einem zusätzlichen Fenster bei Windows ausgegeben wird (bei DOS ein Grafikbildschirm). In der Windows-Version kann man dann durch simples Klicken auf kleine funktionelle Quadrate im Fenster oder in der Menüleiste Farben und Achsen in vielfältiger Weise ändern. Ein 3D-Objekt läß t sich mit der linken Maustaste leicht rotieren. Sehr gut hat auch die Animation (bewegte Bilder) gearbeitet. Die Berechnungsgeschwindigkeit war, trotz des älteren Rechners, schnell. Eine von mir früher gemachte Erfahrung mit einem Problems im Bereich der allgemeinen Relativitätstheorie war, daß MAPLE wesentlich schneller ist, als die Systeme REDUCE und MATHEMATICA , und zwar in dieser Reihenfolge.

Im Programm MAPLE enthalten sind einige Zusatzfunktionen, die die Arbeit erleichtern können. Mint überprüft die Syntax eigener MAPLE -Programme. Das Programm March erstellt Archive, die aus mehreren MAPLE -Programmen bestehen, fügt Dateien hinzu, holt sie heraus, löscht oder komprimiert sie. Mit Mapledit steht ein Editor bereit. Das Programm m2src verwandelt .m binäre Dateien der Release 2 Version in Quelldateien derselben Version um, während updtsrc Release 2 Quelldateien so umformt, daß die Behandlung nicht deklarierter Variablen in MAPLE V-Prozeduren mit den neuen Regeln des Release 3 übereinstimmt.

Das Paket ist eindeutig nur für Studenten eingerichtet und für diese wohl auch geeignet. Jeder Anwender, der größ ere Programme schreiben will, müß te befürchten, daß er an die Grenzen der MAPLE -Version stöß t. Weiterhin kann das Paket Lehrern empfohlen werden, die nicht nur mit Kreide und Tafel Mathematik betreiben wollen, sondern auch den Einsatz von Computern und Computeralgebra fördern wollen.

Das folgende Buch ist im Lieferumfang der Student Edition von MAPLE V enthalten.

Wade Ellis, Eugene Johnson, Ed Lodi und Daniel Schwalbe: Maple V in der mathematischen Anwendung, 1994, ISBN 3-929821-21-4, International Thomson Publishing, Bonn, DM 49,-.

Das Buch richtet sich sowohl an Mathematik interessierte Studenten als auch an Mathematik Lehrende. Es ist daher nicht als Einstieg für MAPLE zu verstehen. Es erklärt vielmehr, wie man mathematische Probleme mit Hilfe des Computeralgebra-Systems MAPLE lösen kann. Daher werden auch nur die Eingabezeilen gezeigt und die MAPLE -Ergebnisse beschrieben; man soll also direkt vor dem Computer sitzen und Abschnitt für Abschnitt die mathematische Logik des Lernstoffes nachvollziehen.

Zunächst wird eine knappe Einführung in MAPLE gegeben. Es folgen Abschnitte über das Lösen von Gleichungen, die Defintion von Funktionen und ihre grafische Auswertung, Differential- und Integralrechnung mit 3D-Grafik, eine sehr in das Detail gehende Darstellung der Linearen Algebra und der gewöhnlichen Differentialgleichungen. Die Aufmachung erinnert stark an Vorlesungen für Studenten; Übungen werden auch angeboten. Es werden u.a. folgende Begriffe erklärt und mit MAPLE erläutert: Eigenwerte, -vektoren, Satz von Cayley-Hamilton, lineare Abbildungen, Diagonalisierung, Ähnlichkeit, numerische Verfahren von Euler und Runge-Kutta, Verfahren von Picard-Lindelöf, Phasenraum, Laplace-Transformationen, Reihenlösung.

Das MAPLE -Paket student nimmt eine herausragende Bedeutung an. Während nämlich bei anderen Computeralgebra-Systemen die verwendeten Algorithmen in der Regel im Verborgenen bleiben, ermöglicht das Laden des student-Pakets in MAPLE ein schrittweises Nachvollziehen der Problemlösung sowohl für den Studenten wie auch für den Schüler/Studenten kontrollierenden Lehrer. Es werden bei der Bearbeitung des Buches also drei Ziele zugleich erreicht: Neben der Mathematik wird gleichzeitig der Umgang mit dem Computer und einem Computeralgebra-System gelernt bzw. gelehrt.

Franz Schunck (Köln)

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Thu Jan 4 15:51:53 MET 1996