Verlag Springer: Berlin - Heidelberg - New York - London - Paris - Tokyo - Hong Kong, ISBN 3-540-60744-7, 1996, 119 Seiten.
Beim ,,Büchlein``, Erste Schritte mit Mathematica, 2. überarb. u. erw. Aufl. handelt es sich im wesentlichen um eine sehr kompakte Zusammenfassung des Mathematica beiliegenden Handbuches. Dies zeigt auch sofort ein Blick in das Inhaltsverzeichnis: Einführung in die Benutzung, Termumformungen, Listen, Tabellen und Funktionen, Lösen von Gleichungen, Lineare Algebra und Gleichungssysteme, Grafiken, Analysis, einfache Programme und Installation auf PC's. Genau wie im Originalhandbuch bildet eine Befehlsübersicht den Abschluß des Buches.
Zu jedem Kapitel gibt es einen Abschnitt mit Übungsbeispielen, die im Anhang gelöst werden. Wie man bedingt durch das kleine Format und die geringe Seitenanzahl vermuten kann, ist der Text (es wurden auch noch viele Mathematica-Zellen und Graphiken eingebunden) eher stichwortmäßig gehalten, was jedoch durchaus zur Klarheit der beschriebenen Befehle beiträgt. Manchmal wird dieser Stil aber etwas übertrieben, z.B. wenn die Gleichung a x+b=17 der Reihe nach nach jeder der vorkommenden Variablen gelöst wird und unter jeder dieser 2 Zellen der Satz steht: ,,Hier wird die Gleichung nach x (a, b) aufgelöst.``, Ich denke, daß dieser Sachverhalt jedem Mathematica-User, auch einem Anfänger, hat er sich bis zum Kapitel 4 (Lösen von Gleichungen) durchgearbeitet, bei Ansicht des Befehls Solve[a x + b == 17,x] klar ist, ohne daß er den entsprechenden Kommentar lesen muß. Gleich im selben Kapitel beschwert sich der Autor darüber, daß Mathematica beim Lösen der Gleichung 11x3-20x2-10x+22=0 als Lösungen komplexe Zahlen mit Imaginärteilen in der Größenordnung von 10-17 bzw. 10-16 ausgibt und nicht ,,intelligent``, genug ist, zu erkennen, daß nur reelle Lösungen vorliegen, schlicht also darüber, daß Mathematica ,,falsch rechnet``, (Zitat!). Er übersieht dabei, daß die Werte im Rahmen der eingestellten Rechengenauigkeit vollkommen korrekt sind, wovon man sich mittels einer Probe leicht überzeugen kann: In[1]:= 11x3-20x2-10x+22==0; In[2]:= Solve[%] Out[2]= ... In[3]:= Simplify[%1/.%[[1]]] Out[3]= True Weiters übersieht er, daß man die ev. störenden Imaginärteile mit Chop[] unterdrücken kann und behauptet, daß man die rein reellen Lösungen nur durch Anwendung von NSolve[] bekommen kann.
Ein weiterer Kritikpunkt liegt bei der manchmal nicht sehr glücklichen Wahl der Beispiele, die offensichtlich eher nach der Länge der Lösung als nach didaktischen Gesichtspunkten getroffen wurde. So wird z.B. bei der Vorführung der Fähigkeiten von Mathematica beim Lösen von Differentialgleichungen (DGL) die DGL der erzwungenen Schwingung gelöst. Dies ergibt einen über eine Seite langen, absolut unübersichtlichen Output, der mehr oder weniger unerklärt bleibt! Sollte hier didaktisch bezweckt werden, einen Anfänger von der Verwendung des Befehls DSolve[] zu verschrecken, so ist dies sicher gut gelungen.
Zusammenfassend kann man sagen, daß das Buch eventuell Schülern empfohlen werden kann, die mit Mathematica zu arbeiten beginnen. Jedem anderen würde ich die Lektüre des Originalhandbuches nahelegen, aus dem man sich wesentlich mehr Information sozusagen aus ,,erster Hand``holen kann, der das vorliegende Buch auch nichts hinzufügen kann.
Werner Cyrmon (Bad Fischau, Österreich)