Dümmlerbuch 4523, Ferd. Dümmlers Verlag, Bonn, ISBN 3-427-45231-X, 1996, pp. 157, DM 29,80.
Diskette zum Buch, ISBN 3-427-45242-5, 1996, DM 36,00.
Analysis mit DERIVE/ ist wohl das erste Buch im deutschen Sprachraum, in dem versucht wird, den Unterrichtsstoff der 11. Gymnasialklasse unter Zuhilfenahme eines Computeralgebrasystems, nämlich DERIVE, zu präsentieren. Dies gelingt dem Autor im großen und ganzen sehr schön.
Extremwertprobleme werden an einem Musterbeispiel (Optimierung einer Schachtel) zunächst ohne Differentialrechnung behandelt. Dasselbe Problem wird dann zur Definition der Ableitungsfunktion verwendet. Nach der Ableitung wird auch die Krümmung am Beispiel der Planung einer Autobahnauffahrt behandelt. Dies ist ein sehr instruktives Beispiel. Die Krümmungsformel wird hierbei allerdings vom Autor angegeben und verwendet, ohne näher auf sie einzugehen. Das ist ein bißchen schade, denn auch für die Interpretation dieser Formel (etwa als Kehrwert des Krümmungsradius) bietet sich ein Werkzeug wie DERIVE geradezu an.
Das immer wieder auftretende Nullstellenproblem (reelle Nullstellen einer Funktion bzw. reelle Nullstellen der Ableitungsfunktion usw.) wird genauso wie die generelle Kurvendiskussion (Nullstellen, Extremwerte, Wendepunkte, Symmetrieeigenschaften) mit DERIVE automatisiert. Naturgemäß wird auch von den graphischen Fähigkeiten von DERIVE vielfach Gebrauch gemacht.
Schade ist, daß die Diskette, die der Autor verfaßt hat und die zur Arbeit mit dem Buch benötigt wird, dem Buch nicht beiliegt. Sie muß für teures Geld extra gekauft werden. Zwar sind Auszüge aus den DERIVE-Dateien im Anhang dokumentiert, aber dies sind eben nur Auszüge, und zum anderen ist die manuelle Eingabe naturgemäß sehr mühselig. Daher ist jeder Käufer auf die Diskette angewiesen. Dies senkt den Wert des Buchs erheblich, m. E. macht ein separater Verkauf wenig Sinn.
Ferner läßt die Druckqualität leider zu wünschen übrig. Die abgedruckten DERIVE-Sitzungen sind teilweise so fett gedruckt, daß man manchen Buchstaben nicht deutlich erkennen kann. Dies springt dem Leser bereits auf S. 14 ins Auge.
Überrascht hat mich ferner, daß der Autor nicht die deutsche DERIVE-Version mit den deutschen Menünamen verwendet. Ich bin zwar selbst kein besonderer Freund hiervon (wem die englischen Menünamen und Hotkeys geläufig sind, dem fällt der Wechsel schwer), es ist aber nicht von der Hand zu weisen, daß dieses deutschsprachige Menü auf die Forderung deutschsprachiger Lehrer eingeführt worden ist.
Es liegt aber dennoch ein alles in allem schönes Buch vor, mit dem ich die Hoffnung verbinden möchte, daß derartige Bücher den Einzug von Computeralgebra ins mathematische Schulcurriculum vorbereiten helfen.
Wolfram Koepf (Berlin)