von Richard M. Stallman, Januar 2002
[ Deutsch | Englisch | Italienisch | Polnisch | Portugiesisch | Spanisch ]
Hassen Sie es nicht auch, Word-Dokumente als Anhänge von E-Mails zu erhalten? Word-Anhänge sind nicht nur ärgerlich, sie halten auch Menschen davon ab, auf freie Software umzusteigen. Vielleicht können wir dieses Verhalten mit einer einfachen kollektiven Anstrengung abstellen. Alles was wir tun müssen, ist jede Person, die uns eine Word-Datei schickt, zu fragen ob sie dieses Verhalten nicht überdenken könnte.
Die meisten Computernutzer verwenden Microsoft Word. Dies ist unvorteilhaft für sie, weil Word proprietäre Software ist, die den Nutzern die Freiheit verweigert, sie zu erforschen, zu ändern, zu kopieren und weiterzuverteilen. Und weil Microsoft das Datei-Format mit jeder Version ändert, sind die Nutzer gezwungen, jedes Update zu kaufen, ob sie nun eine Änderung wollen oder nicht. Möglicherweise werden sie sich in einigen Jahren herausfinden, dass sie die Dokumente, die sie dieses Jahr verfasst haben, nicht mehr mit der Version lesen können, die sie dann verwenden.
Aber es betrifft auch uns, wenn sie annehmen, dass wir Word benutzen, und uns Word-Dokumente senden (oder verlangen, dass wir ihnen welche schicken). Einige Leute veröffentlichen oder posten Dokumente im Word-Format. Einige Organisationen akzeptieren nur Word-Dateien jemand den ich kenne, war nicht in der Lage, sich für eine Stelle zu bewerben, da das Bewerbungsschreiben als Word-Datei verlangt wurde. Sogar manche Regierungen verlangen Word-Formate, was wirklich empörend ist.
Für uns Nutzer freier Betriebssysteme ist es lästig, Word-Dokumente zu erhalten. Aber die schlimmste Wirkung übt das Senden von Word-Dokumenten auf Leute aus, die auf freie Software umsteigen wollen: Sie zögern, weil sie Word benötigen, um die erhaltenen Dateien zu lesen. Die Praxis, Word-Anhänge zu verschicken, verhindert das Wachsen unserer Gemeinschaft und die Ausbreitung der Freiheit. Wir nehmen nur die gelegentliche Belästigung eines Word-Anhangs wahr, dabei stellt dies eine beständige Verletzung unserer Gemeinschaft dar, die nicht in unsere Aufmerksamkeit rückt. Aber es passiert die ganze Zeit.
Viele GNU-Nutzer, die Word-Dokumente erhalten, versuchen Wege zu finden, damit umzugehen. Sie können die Datei durchblättern und nach etwas entstellten ASCII-Texten Ausschau halten. Es gibt jetzt auch freie Software, die einen Teil von Word-Dokumenten anzeigen kann. Das Format ist geheim und noch nicht vollständig entschlüsselt; und solange Microsoft das Format immer wieder ändert, können wir nicht erwarten, dass diese Programme perfekt werden.
Wenn Sie das Dokument, das Sie erhielten, als Einzelfall betrachten, versuchen Sie natürlich damit zurecht zu kommen. Aber wenn Sie bemerken, dass es ein Beispiel einer verderbenden systematischen Praxis ist, verlangt es nach einer anderen Vorgehensweise. Zu versuchen die Datei zu lesen, behandelt nur das Symptom einer chronischen Krankheit. Um die Krankheit selbst zu heilen, müssen wir die Leute davon überzeugen, keine Word-Dokumente mehr zu versenden.
Vor ca. einem Jahr begann ich damit, auf Word-Anhänge mit einer höflichen Nachricht zu antworten, in der ich erklärte, warum diese Praxis so schlecht ist, und fragte die Person, ob sie den Inhalt in einem nicht-geheimen Format schicken könnte. Das ist sehr viel weniger Arbeit, als den relevanten Text in etwas entstellter ASCII-Darstellung zu suchen. Und im Allgemeinen verstanden die Leute das Problem und viele sagten, sie würden in Zukunft keine Word-Dateien an andere mehr verschicken.
Wenn wir alle so handeln, werden wir einen sehr viel größeren Effekt erzielen. Leute, die eine höfliche Bitte missachten, ändern vielleicht ihr Verhalten, wenn sie mehrere höfliche Bitten von verschiedenen Leuten erhalten. Möglicherweise schaffen wir es, dass »Verschicken Sie keine Word-Dateien« den Status einer Netiquette erhält, wenn wir damit beginnen, das Problem jedem aufzuzeigen, der uns Word-Dateien schickt.
Um diese Bemühung effizient zu machen, werden Sie wahrscheinlich eine vorgefertigte Antwort wünschen, die Sie dann jedesmal, wenn Sie sie benötigen, schnell abschicken können. Ich habe zwei Beispiele aufgeführt: Die Version, die ich in letzter Zeit verwendet habe, sowie eine neue Version, die einem Word-Nutzer erklärt, wie er das Dokument in andere brauchbare Formate konvertieren kann.
Sie können diese Antworten wörtlich übernehmen, wenn Sie möchten, oder sie Ihren Wünschen anpassen. Auf jeden Fall entwerfen sie eine Antwort, die Ihren Ideen und Ihrer Persönlichkeit entspricht. -- Wenn die Antworten persönlich und nicht alle gleich sind, wird die Kampagne einen größeren Erfolg haben.
Diese Antworten sind für Einzelpersonen gedacht, die Word-Dateien verschicken. Wenn sie auf eine Organisation treffen, die den Gebrauch von Word-Dokumenten verlangt, bedarf das einer anderen Art der Antwort. Dort können sie Argumente der Fairness aufführen, die bei einer individuellen Handlung übertrieben wären.
Mit unserer Anzahl können wir etwas verändern, indem wir einfach bitten.
Sie haben mir einen Anhang im Microsoft Word-Format geschickt, einem geheimen und proprietären Format, das ich nicht lesen kann. Wenn Sie mir reinen Text, HTML oder PDF schicken würden, könnte ich es lesen.
Leuten Word-Dokumente zu schicken hat schädliche Auswirkungen, weil es Druck auf die Empfänger ausübt, Microsoft-Software zu benutzen. Damit werden Sie zu einer Stütze des Microsoft-Monopols. Gerade dieses Problem ist ein Haupthindernis der breiten Akzeptanz von GNU/Linux. Würden Sie bitte den Gebrauch des Word-Formates überdenken, wenn Sie mit anderen Menschen kommunizieren?
Sie haben mir einen Anhang im Microsoft Word-Format geschickt, einem geheimen und proprietären Format, das ich deshalb nur schwer lesen kann. Wenn Sie mir einfachen Text, HTML oder PDF senden, würde ich es lesen.
Das Verschicken von Word-Dokumenten ist schlecht für Sie und für andere. Sie können nicht sicher sein, wie sie aussehen werden, wenn sie jemand mit einer anderen Version von Word betrachtet; vielleicht sind sie nicht einmal lesbar.
Das Erhalten von Word-Anhängen ist schlecht für Sie, weil sie Viren enthalten können (siehe http://www.symantec.com/avcenter/venc/data/acro.html). Das Senden von Word-Anhängen ist schlecht für Sie, weil ein Word-Dokument versteckte Informationen über den Autor enthält, die es Kennern erlaubt, Informationen über die Aktivitäten des Autors (vielleicht Sie) zu erlangen. Text, den Sie für gelöscht halten, kann immer noch peinlich präsent sein.
Aber vor allem übt das Versenden von Word-Anhängen Druck auf die Empfänger aus, Microsoft-Software zu benutzen, und führt dazu, dass ihnen keine Alternative bleibt. Damit werden Sie zu einer Stütze des Microsoft-Monopols. Dieses Problem ist ein Haupthindernis der breiten Akzeptanz von freier Software. Würden Sie bitte den Gebrauch des Word-Formates überdenken, wenn sie mit anderen Menschen kommunizieren?
Eine Datei in HTML zu konvertieren ist einfach. Öffnen sie das Dokument, klicken Sie auf `Datei`, dann auf `Speichern unter`. Im `Speichern unter`-Menü wählen sie HTML als Format aus. Dann klicken sie auf `Speichern`. Danach können Sie die das neue HTML-Dokument anstelle Ihres Word-Dokumentes Ihrer E-Mail anhängen. Beachten Sie, dass das Aussehen von Word nicht immer einheitlich ist -- falls sie ähnliche Menüeinträge sehen, versuchen Sie diese.
Um in reinen Text zu konvertieren, gehen Sie fast genau so vor -- Anstelle von HTML, wählen sie `Nur Text` oder `Text-Dokument` als Format aus.
Hier ist eine weitere Version, vorgeschlagen von Bob Chassell. Es erfordert eine Änderung für die jeweilige Datei. Und es setzt voraus, dass Sie den Inhalt aus der Word-Datei extrahieren können, um zu sehen, wie lang er ist.
Ich bin verwirrt. Warum haben Sie mir einen 876.377 Bytes großen Anhang gesendet, wenn der Inhalt nur 27.133 Bytes groß ist?
Sie haben mir fünf Dateien im nicht-standardisierten und aufgeblähten Word-Format gesendet, welches Microsofts Geheimnis ist, anstelle im internationalen öffentlichen und effizienteren reinen Text.
Microsoft kann (und tat es kürzlich in Kenia und Brasilien) die Durchsetzung von Gesetzen erzwingen, die es Studenten verbieten, den Code zu erforschen, Unternehmern verbieten, neue Firmen zu gründen und Fachleuten untersagen, ihre Leistungen anzubieten. Bitte unterstützen Sie dieses Verhalten nicht.
John D. Ramsdell empfiehlt, den Gebrauch von Microsoft Word- und PowerPoint-Anhänge dadurch zu entmutigen, dass man Folgendes in seine Signatur einträgt:
Bitte senden Sie mir keine Word- oder PowerPoint-Anhänge.
Siehe http://www.gnu.org/philosophy/no-word-attachments.de.html
Copyright © 2002 Richard M. Stallman
Die unveränderte Wiedergabe und Verteilung dieses gesamten Textes in beliebiger Form ist gestattet, sofern dieser Hinweis beibehalten wird.
Zurück zu Homepage von GNU.
Richten Sie Anfragen bezüglich FSF und GNU an gnu@gnu.org. Andere Möglichkeiten, mit der FSF in Verbindung zu treten.
Schicken Sie Kommentare zu diesen Webseiten an webmasters@www.gnu.org, andere Fragen an gnu@gnu.org.
Aktualisiert: $Date: 2006/02/05 10:34:46 $ $Author: jonaskoelker $