The Project Gutenberg EBook of Zerbin, by Jacob Michael Reinhold Lenz

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Title: Zerbin

Author: Jacob Michael Reinhold Lenz

Release Date: November, 2004  [EBook #6835]
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[This file was first posted on January 28, 2003]

Edition: 10

Language: German

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*** START OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK, ZERBIN ***




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Zerbin (oder die neuere Philosophie)

Jakob Michael Reinhold Lenz




O let those cities, that of plenty's cup And her prosperities so
largely taste, With their superfluous riots hear these
tears-_Shakespeare_


Wie mannigfaltig sind die Arten des menschlichen Elends!  Wie
unerschoepflich ist diese Fundgrube fUer den Dichter, der mehr durch
sein Gewissen, als durch Eitelkeit und Eigennutz sich gedrungen fuehlt,
den vertaubten Nerven des Mitleids fuer hundert Elende, die unsere
Modephilosophie mit grausamen Laecheln von sich weist, in seinen
Mitbuergern wieder aufzureizen!  Wir leben in einem Jahrhundert, wo
Menschenliebe und Empfindsamkeit nichts Seltenes mehr sind: woher
kommt es denn, dass man so viel Unglueckliche unter uns antrifft?  Sind
das immer Unwuerdige, die uns unsere durch hellere Aussichten in die
Moral bereicherten Verstandesfaehigkeiten als solche darstellen?  Ach!
ich fuerchte, wir werden uns oft nicht Zeit zur Untersuchung lassen,
und, weil wir unsere Ungerechtigkeiten desto schoener bemaenteln
gelernt haben, aus allzugrosser Menschenfreundschaft desto
unbiegsamere Menschenfeinde werden, die zuletzt an keinem Dinge ausser
sich mehr die geringste moralische Schoenheit werden entdecken koennen,
und folglich auch sich berechtigt glauben, an dem menschlichen
Geschlecht nur die Gattung, nie die Individuen zu lieben.

Folgende Erzaehlung, die aus dem Nachlass eines Magisters der
Philosophie in Leipzig gezogen ist, wird, hoffe ich, auf der grossen
Karte menschlicher Schicksale verschiedene neue Wege entdecken, fuer
welche zu warnen noch keinem unserer Reisebeschreiber eingefallen ist,
ob schon unser Held nicht der erste Schiffbruechige darauf gewesen.

Zerbin war ein junger Berliner, mit einer kuehnen, gluehenden
Einbildungskraft, und einem Herzen, das alles aus sich zu machen
verspricht, einem Herzen, das seinem Besitzer zum voraus zusagt, sich
durch kein Schicksal, sei es auch von welcher Art es wolle,
erniedrigen zu lassen.  Er hielt es des Menschen fuer unwuerdig, den
Umstaenden nachzugeben, und diese edle Gesinnung (ich kenne bei einem
Neuling im Leben keine edlere) war die Quelle aller seiner
nochmaligen Ungluecksfaelle.  Er war der einzige Sohn eines Kaufmanns,
der seine unermesslichen Reichtuemer durch die unwuerdigsten Mittel
zusammengescharrt hatte, und dessen ganze Sorge im Alter dahin ging,
seinen Sohn zu eben diesem Gewerbe abzurichten.  Sein Handel bestand
aus Geld, welches er auf mehr als juedische Zinsen auslieh, wodurch er
der Wurm des Verderbens so vieler Familien geworden war, deren Soehne
sich, durch ihn gereizt, aufs Spiel gelegt hatten, oder zu andern
unwiederbringlichen Unordnungen gebracht worden waren.  Umsonst, dass
er itzt seinen Sohn in alle den Kunstgriffen unterrichtete, womit er
die Ungluecklichen in sein Netz zu ziehen gewohnt gewesen, umsonst,
dass er ihm vorstellte, wie leicht und bequem diese Art zu gewinnen
sei, umsonst, dass er, wegen seines offenen Kopfs, und der an ihm sich
zeigenden Talente, alle moegliche Liebkosungen affenmaessig an ihn
verschwendete: Zerbins Gradheit des Herzens (soll ich es lieber Stolz
nennen?) drang durch, und weil er sahe, dass die Grundsaetze seines
Vaters allen moeglichen Gegenvorstellungen des Kindes entwachsen waren,
und er doch am Ende der Obermacht der vaeterlichen Gewalt nicht wuerde
widerstehen koennen, so wagte er einen herzhaften Sprung aus all
diesen Zweideutigkeiten und, ganz sich auf sich selbst verlassend,
entlief er seinem Vater, ohne ausser seinem Taschengelde einen Heller
mitzunehmen.

Sich selbst alles zu danken zu haben, war nun sein Plan, sein grosser
Gedanke, das Luftschloss aller seiner Wuensche.  Und weil er von jeher
ausserordentliche Handlungen in den Zeitungen mit einem Enthusiasmus
gelesen, der alle andere Begierden in ihm zum Schweigen brachte, so
war sein fester Gesichtspunkt, den ihm nichts auf der Welt verruecken
konnte, nun, unter einem fremden Namen, sich bloss durch seine eignen
Kraefte emporzubringen, sodann als ein gemachter Mann zu seinem Vater
zurueckzukehren, und ihn, zur Ersetzung des von ihm angerichteten
Schadens, zu ausserordentlichen Handlungen der Wohltaetigkeit zu
bewegen, oder wenigstens nach seinem Tode seine Erbschaft dazu zu
verwenden, um auch von sich in den Zeitungen reden zu machen.  Meine
Leser sehen, dass wir unsern Helden im geringsten nicht verschoenern.
Die edelsten Gesinnungen unserer Seele zeigen sich oft mehr in der
Art, unsere Entwuerfe auszufuehren, als in den Entwuerfen selbst, die
auch bei dem vorzueglichsten Menschen eigennuetzig sein muessen, wenn
ich den Begriff dieses Worts so weit ausdehnen will, als er
ausgedehnt werden kann.  Vielleicht liegt die Ursache in der Natur
der menschlichen Seele und ihrer Entschliessungen, die, wenn sie
entstehen, immer auf den Baum der Eigenliebe gepfropft werden, und
erst durch die Zeit und Anwendung der Umstaende ihre Uneigennuetzigkeit
erhalten.  Man lobpreise mir, was man wolle, von Tugend und Weisheit;
Tugend ist nie Plan, sondern Ausfuehrung schwieriger Plane gewesen,
moegen sie auch von andern erfunden sein.

Er wandte sich in Leipzig zuerst an den Professor Gellert, den er,
durch eine lebhafte Schilderung seiner duerftigen Umstaende, und durch
alle moegliche Zeichen eines guten Kopfs, leicht dahin bewegte, dass er
ihn unentgeltlich in die Zahl seiner Zuhoerer aufnahm, und ihm
zugleich eine Menge Informationen in der Stadt verschaffte, mit denen
er, so sparsam sie ihm auch bezahlt wurden, Kost und Wohnung
bestreiten konnte.  Gellerts Moral war, wie natuerlich, sein
Lieblingsstudium; er schrieb sie Wort fuer Wort nach, zeigte aber
seine Hefte keinem Menschen, sondern, wenn er durch oeftere Lesung
recht vertraut mit ihnen worden war, verbrannte er sie, um sie desto
besser im Gedaechtnis zu behalten.

Er trieb nach und nach auch andere Wissenschaften, und es glueckte ihm,
durch seinen offenen Kopf, geheimen, ungezierten Fleiss, und
bestaendigen Glauben an den guten Ausgang seiner Bemuehungen, dass er
von dem Professor Gellert zum Fuehrer und Mentor eines reichen jungen
Grafen aus Daenemark empfohlen werden konnte.  Er disputierte auch
ueber eine sehr wohl ausgearbeitete gelehrte Abhandlung von der
Unmoeglichkeit, die Quadratur des Zirkels zu finden, und erhielt
dadurch die Erlaubnis, als Magister der Mathematik, ein
Privatkollegium ueber die doppelte Baukunst, und ein anderes ueber die
Algebra zu lesen, von der er ein grosser Liebhaber war.  Uebrigens
gewann er dem Grafen, durch seine ihm natuerliche Anhaenglichkeit an
andere Leute, und Teilnehmen an ihre kleinsten Umstaende, sein ganzes
Vertrauen ab.

Wie schluepfrig sind doch die Pfade durchs Leben!  Wie nah sind wir
oft, wenn wir den sichersten Gipfel unserer Wuensche erreicht zu haben
meinen, unserm Untergange!  O du, der du die Herzen der Menschen in
Haenden hast, und ihnen nach ihrem innern Wert auf die Schale legst:
sollten die besten Menschen nicht oft im Fall sein, deine Waage
anzuklagen?  Aber du waegst in die Vergangenheit und in die Zukunft,
wer darf rechten, wer kann bestehen vor _dir_?  Gluecklich das Herz,
das, bei allen scheinbaren Ungerechtigkeiten seines Schicksals, noch
immer die Hand segnen kann, die ihn schlaegt!

Unser Held war bis hieher seinem grossen Zweck immer naeher gerueckt,
aber er hatte andere Wuensche, andere Begierden, die auch befriedigt
sein wollten.  Er hatte ein reizbares, fuer die Vorzuege der Schoenheit
aeusserst empfindliches Herz.  Maessigkeit und Gesundheit des Koerpers und
Geistes hatten sein Gefuehl fuers bessere Geschlecht noch in seiner
ganzen Schnellkraft erhalten, und seine moralischen Grundsaetze
schienen Winde zu sein, dieses Feuer immer heftiger anzublasen.  Er
war oft ganz elend, so elend, dass er erschoepfte Wollustdiener, unter
denen sein Graf auch war, um ihre Gleichgueltigkeit, und den Geist
freilassenden Kaltsinn beneidete; sah er aber das ungeheure Leere,
das alle ihre Stunden, selbst ihre Vergnuegen, belastete, sah er, wie
jaemmerlich sie sich winden und zerren mussten, um wieder einmal einen
Tropfen Freude an ihren Herzen zu fuehlen; so troestete ihn das wieder
ueber seine innerlichen Leiden, und machte sie ihm unendlich schaetzbar.

Der Graf Altheim war, bei seiner Ankunft in Leipzig, an einen der
reichsten Bankiers empfohlen worden, der aus einem gewissen Eigensinn
sich nie verheiraten wollte, sondern, mit seiner einzigen jungen und
sehr schoenen Schwester, eine der glaenzendsten Haushaltungen in ganz
Leipzig fuehrte.  Die Bekanntschaft in dem Hause des Herrn Freundlach
(so hiess der Bankier), vielleicht auch die oeftern Vorstellungen
Zerbins, hatten ihn von seinen vorigen Ausschweifungen mit
Frauenzimmern von verdaechtigem Rufe zurueckgebracht; er war uebrigens
eine der waechsernen Seelen, die sich gar zu gern von andern lenken
lassen, weil sie zu bequem, und am Ende zu unvermoegend sind, ihren
Verstand selber zu brauchen.  Er wollte keinem Menschen Uebels, ausser
wenn er gegen ihn durch andere war aufgebracht worden, alsdann aber
war sein Zorn auch unversoehnlich, solange das Maschinenwerk des
fremden Verstandes, der ihn in Bewegung setzte, fortwirkte.  Er hatte
Zerbinen auf zu viele Proben gesetzt, um ihm nicht uneingeschraenkt zu
trauen; solange der also das Regiment in seiner Seele fuehrte, ging
alles nach Wunsch, und er hatte so viel Achtung fuer ihn, dass er ihm
allemal seine Pension von seinen Wechseln voraus bezahlte, aus Furcht,
er moechte durch jugendliche Verschwendungen in die Notwendigkeit
gesetzt werden, Zerbinens Finanzen in Verwirrung zu bringen.

Ganz anders ging es, als eine weibliche Gewalt sich des Zepters in
diesem Herzen bemaechtigte.  Freundlach hatte eine Schwester; die
Grazien schienen bei ihrer Geburt in Beratschlagungen gesessen zu
sein.  Alles war auf ihrem Gesicht, auf ihrem Koerper vereinigt, was
bezaubern konnte, grosse schwarze Augen, die mehr sagten, als sie
fuehlte, Mienen, welche ebensoviel Netze fuer die Freiheit der Herzen
waren.  Zu unserer Ritter Unglueck fing das unfreundliche
zweiundzwanzigste Jahr leis an ihre Tuer zu klopfen an, zu dem sich
die grauenvolle Idee einer alten Jungfer in scheusslicher
Riesengestalt gesellte, und den ersten ruhigen Augenblick abzuwarten
schien, um sie mit all ihren Schrecknissen zu ueberfallen.  Sie hatte
bis in ihr zwanzigstes Jahr kokettiert, das heisst, mit der
sorgenfreiesten Seele von der Welt, nur an den Kuetzel gedacht,
taeglich einige zwanzig wohlfrisierte Anbeter mit den untertaenigsten
Reverenzen unten an ihrem Fenster vorbeikriechen zu sehen, jeder in
Gedanken der Glueckliche, jeder der Betrogene.  Diese Arten von
Wallfahrten waren das einzige Mittel, das ihre Reize, ihren guten
Humor, ihre ganze Wohlhaebigkeit erhalten konnte, so dass jeder regnige
Herbst- oder Wintertag ein wahrer Leidenstag fuer sie war.  Sodann
sanken all ihre schoenen Gesichtszuege; sie kroch in einen Winkel;
schlug einen Roman auf, der ihr nicht schmeckte, und in den sie kaum
zwei Zeilen gelesen hatte, wo nicht gleich ihre Gedanken sich an
andere Gegenstaende hefteten, und so ineinander verwirrten, dass ihr
das Buch aus der Hand fiel, und sie wie aus einem tiefen Traum
erwachte.  So schlich ihr Leben, vom vierzehnten, bis zum zwanzigsten
Jahr, in einem ewigen Dakapo unbedeutender Eroberungen hin, die, wie
die Seifenblasen womit Kinder spielen, oft aneinander zerplatzten.
Sehr oft hatte ihr ihre kleine scheckige Phantasie ihre Liebhaber und
deren Handlungen auch in einem falschen Licht vorgespiegelt, so dass
sie bisweilen ganz irre an ihnen ward, und ihre ungereimtesten,
zufaelligsten Handlungen in einen Roman zu bringen sich zermarterte,
ueber den sie sich oft zu ihrem groessten Verdruss sehr spaet die Augen
musste oeffnen lassen.

Wie gesagt, dieser Zustand konnte nicht immer fortwaehren; sie musste
auf eine Versorgung denken.  Schoenen, die Maenner haben wollen, sind
wie eine Flamme im Walde, die desto heftiger um sich frisst, je mehr
Widerstand sie antrifft.  Nichts, nichts wird verschont, alle
moegliche Kunstgriffe werden angewandt, was sich ihnen in Weg stellt,
muss brennen.  Unser unerfahrne Zerbin war das erste Schlachtopfer
dieses weiblichen Alexandergeistes.  Nicht dass ihre Bemuehungen auf
ihn selbst abgerichtet waren, sondern er sollte das Instrument in
ihrer Hand sein, auf ein andres Herz Jagd zu machen.

Hohendorf, ein saechsischer Offizier, der in Leipzig bei unserm Zerbin
die Kriegsbaukunst erlernte, hatte gleichfalls ein
Empfehlungsschreiben, und durch dasselbe einen freien Zutritt bei
Freundlach.  Er war ein junger wohlgewachsener Mensch; Mademoiselle
Freundlach hatte ihn durch hundert kleine Streiche, die bei ihr
freilich unbedeutend waren, an sich gezogen; ihr gefielen seine
leidenschaftlichen Stellungen, seine oft bis zum Erhabnen beredte,
oft bis zum Kindischen laeppische Sprache, seine Aufmerksamkeiten,
seine Serenaden, seine Ausgaben ohne Ueberlegung, die sich alle aus
Fehlschluessen herschrieben, und mit Fehlschluessen endigten.  Das
einzige wunderte sie, konnte sie mit ihrem gesamten Verstande nicht
klein kriegen, dass er ihr nie etwas vom Heiraten vorsagte, da er doch
sonst hundert Albernheiten zu ihren Fuessen beging.  Die wahre Ursache
davon aber war, dass er schon eine Frau hatte, zwar nur von der linken
Seite, der er aber ein besiegeltes Versprechen, sie gleich nach
seines Vaters Tode zu heiraten, in den Haenden ihres koeniglichen
Notars hinterlassen hatte, und die mit ihren zwei Kindern gewiss nicht
ermangelt haben wuerde, sobald sie von einer neuen Verbindung gehoert
haette, der Braut ihren untertaenigen Glueckwunsch abzustatten.  Ob
Mademoiselle Freundlach was davon gemerkt, weiss ich nicht, genug, sie
fing an, seit einiger Zeit in alle Beteuerungen und Feierlichkeiten
Hohendorfs Misstrauen zu setzen.

Altheim war ganz ein anderer Mensch; gerade zu, ohne Arges, nicht so
hinterm Berge haltend, nicht so unerklaerbar, als Hohendorf.  Das war
ein Mann fuer Renatchen (so hiess Mademoiselle Freundlach), der ihr
wenigstens ihr kleines Koepfchen nicht zerbrach.  Es kam nur darauf an,
ihn in dem Grad verliebt zu machen, als Hohendorf war; das fand aber
anfangs ein wenig Schwierigkeit.  Er hatte zu viel Wasser in seinem
Blut, zu dickhaeutige Nerven; das Feuer ihrer Augen konnte den
Thermometer so geschwind nicht steigen machen.  Das erste, das ihr
bei dieser Verlegenheit in den Wurf kam, war Zerbin; die Kaelte des
Grafen schien ihr nicht die Frucht einer ohnmaechtigen Natur, sondern
einer durch lange Verschanzungen bebollwerkten Ueberlegung.  Sie
machte also einen Plan, diese Festung zu unterminieren, den unser
scharfsinnige Kriegsbaumeister einzusehen zu unwissend war, ein
Triumph, der ihrer aufgebrachten Einbildung mehr schmeichelte, als
Alexandern die Eroberung von Babylon; und ihr erster Angriff war auf
Zerbinen gerichtet, den sie fuer den Kommendanten dieses Platzes hielt.

Zerbin!  Dieser unerfahrne, ungewahrsame, mit allen Raenken weiblicher
List so gaenzlich unbekannte Hauptmann: wie haette der einem Angriff
von der Art lange widerstehen koennen?  Es hatte sich noch nie ein
Frauenzimmer die Muehe genommen, seine Unschuld zu erschuettern, da er
nicht reich, und noch weniger angenehm war, obgleich seine aeussere
Gestalt ziemlich gut ins Auge fiel.  Er wusste keine einzige, ich sage
keine einzige von den Millionen artiger Kleinigkeiten, mit denen
Frauenzimmer von gutem Ton heutzutage unterhalten werden; er stand
wie Saul unter den Propheten, sobald er in eine Gesellschaft von
Damen trat.  Er sah lauter ueberirdische Wesen ausser seiner Sphaere an
ihnen, fuer die er, weil er kein einziges ihrer Worte und Handlungen
begriff, noch einsah, eine so tiefe innerliche Ehrfurcht fuehlte, dass
er bei jeder Antwort, die er ihnen geben musste, lieber auf sein
Angesicht gefallen waere, und angebetet haette.  Mit einem solchen
Gegner war freilich der Sieg nicht halsbrechend; den ersten Abend,
als er nach Hause kam, ass er keinen Bissen; die Nacht brachte er
schlaflos auf stechenden Federn zu; den Morgen verunglueckten alle
seine algebraischen Rechnungen, und er sah sich genoetigt, eine Kur
vorzuschuetzen, und seine Zuhoerer einen Monat lang zu entfernen, um
sich vor ihnen nicht laecherlich zu machen.  Hohendorf blieb
demungeachtet sein vertrautester Freund, und er war so uebermaessig
treuherzig gegen ihn, ihm im geringsten nicht den Vorzug merken zu
lassen, den er in Renatchens Herzen zu haben schien, sondern alles
das mit seiner Schuechternheit so wohl zu bemaenteln, dass er ihm sein
ganzes Vertrauen abgewann. indessen betrog ihn diese Schuechternheit
wohl zuweilen selber und es fing sich ein Gespenst in seinem Herzen
an zu regen, das er vorher kaum dem Namen nach kannte, die
unbaendigste Eifersucht, die jemals an der Leber eines Sterblichen
genagt hat.  Diese, weil er sie des Tags ueber unterdrueckte, machte
sich in der Nacht Luft, und machte ihn bisweilen in ein lautes
Stoehnen und Weinen ausbrechen, das Altheim, der in einem Zimmer mit
ihm schlief, nicht unaufmerksam lassen konnte.

Eine der originellsten Szenen war es, Zerbin mit Renatchen,
Hohendorfen und Altheim Triset spielen zu sehen.  Jede Karte hatte in
des armen Liebessiechen Ideen eine Bedeutung, deren geheimer
mystischer Sinn nur ihm, und seinem Abgott anschaulich war, und sie
dachte gerade bei jeder Karte nichts.  Er spielte erbaermlich, und
machte sie eine Partie nach der andern verlieren, und wenn sie im
Ernst boese auf ihn ward, hielt er das fuer die feinste Einkleidung
ihrer unendlichen Leidenschaft fuer ihn, die kein anderes Mittel wuesste,
sich ihm, ohne von den andern bemerkt zu werden, verstaendlich zu
machen.  Sie, die ausser dem Interesse ihrer grossen Passion, kein
anderes kannte als das elende Interesse des kleinen Kartenspiels,
konnte, wenn er ihr mit allen zehn Karten in der Hand, das Herz-As
anspielte, in Feuer und Flammen geraten, das er alles sehr wohl
zurechtzulegen wusste, und in ihren heftigen, oft unbescheidenen
Verweisen allemal verstohlne Winke der Zaertlichkeit, oder wohl gar
das Signal zu einem Rendezvous zu entdecken glaubte, nach dem er sich
den andern Tag die Beine ablief, ohne jemals ihr Angesicht zu sehen.
Der wuerde ihm einen ueblen Dienst geleistet haben, der ihn auch nur
von fernher auf die Spur geholfen haette, was der wahre Bewegungsgrund
ihrer ganzen Maskerade gegen ihn sei.  Er soll einmal wirklich die
ganze Nacht unter ihrem Fenster gestanden haben, weil sie ihm auf
seine Invite in Koeur das Neapolitain in Karo gebracht hat, das er,
wegen seiner viereckigen Rautenfigur, fuer ein unfehlbares Zeichen
eines Rendezvous unter dem Fenster hielt.

Es dauerte nicht lange, so drang Altheim in seinen Kummer; das heisst,
Zerbin gestand ihm, dass die Reize Renatchens nicht die Reize eines
Menschen, sondern der Gottheit selber waeren, die sich unter ihrer
Gestalt auf Erden sichtbar zeigen wollen.  Altheim ward mitleidig mit
seinen naechtlichen Seufzern, er ward neugierig--luestern, verliebt.
Der Stolz, Zerbinen selbst, und auch Hohendorfen, ihre vermeinte
Eroberung streitig zu machen, beschleunigte seine verliebte Bekehrung.
Zerbin merkte dies, denn was merkt das Auge eines Liebhabers nicht,
er fing an, die Verzweiflung, die bisher auf seinem Gesicht gewuetet
hatte, in sich hineinzukehren, und unter einer lachenden Miene zu
verbergen.  Er ward gewitzigt, gescheut, ertraeglich in
Frauenzimmergesellschaften, und darum nur desto ungluecklicher, da er
seinem Herzen nie Luft lassen durfte und der verborgene Gram desto
giftiger mit Skorpionenklauen dran zwickte.  Er sah nun deutlich aus
der ploetzlichen Verwandlung Renatchens gegen ihn, dass alle ihre
Anlockungen nur ein blinder Angriff gewesen waren, der eigentlich
seinem Herrn gegolten hatte.  Die Wunde war geschlagen, er
blutete--und niemand hatte Mitleiden mit ihm.  Sie tat kalt, sproede,
bisweilen gar veraechtlich gegen ihn, um ihn voellig aus seinem Irrtum
nuechtern zu machen, nur, wenn sie merkte, dass sein Stolz zu tief
gekruemmt worden war, bekam er einen aufmerksamen Blick, um nicht, wie
Petrarch sagt, die Demut, die zu tief hinabgedruckt wird, zur Wut zu
entflammen.  Wer war ungluecklicher, wer war erleuchteter, als er itzt,
ueber die grosse Triebfeder weiblicher Seelen?  Er sah, dass kein
andrer Weg fuer ihn uebrig war, noch bei vollem Verstande zu bleiben,
als das Haus auf immer zu meiden, und seinen Wohltaeter in dem Besitz
der schoenen Beute zu lassen.  Er setzte sich's fest vor, brach es ein
paarmal, setzte sich's wieder vor, schwur sich's, bis er endlich
Meister ueber sich ward, und nun von Altheimen im Namen seiner
Geliebten grosse Vorwuerfe darueber erwartete: aber leider! man vermisste
ihn nicht einmal.

Itzt nahm sein Schicksal eine tragischere Wendung.  Dass des Menschen
Herz ein trotzig und verzagtes Ding sei, ist ein Gemeinspruch, der
auch den Allereinfaeltigsten auf den Lippen schwebet, den aber, wenn
er sich an uns selbst wahr macht, kein menschlicher Scharfsinn, waer'
es auch des groesstmoeglichen universellsten Genies, dass ich so sagen
mag, auf der Tat ertappen, und ihm mit gehoerig zubereiteter Brust
begegnen kann.  Wir schwanken immer, muessen zwischen Hoffnung und
Verzweiflung schwanken; die am kuehnsten befluegelte Seele schwankt
desto fuerchterlicher.  Gluecklich, wessen starkgewordene Vernunft in
dieses Schwanken selbst ein gewisses Gleichgewicht zu bringen weiss!

Zerbin verzagte nun an sich und an der Moeglichkeit geliebt zu werden,
das gewoehnliche Schicksal der edelsten Seelen, die ihr Unglueck nicht
zufaelligen Umstaenden, sondern ihrer eigenen Unwuerdigkeit
zuzuschreiben so geneigt sind.  Der Geck weiss sich aus einer solchen
Verschiebung sehr geschwind herauszufinden, bei dem edlen Mann aber
frisst sie, wie ein Wurm, an der innern Harmonie seiner Kraefte.  Alle
seine langgehegten und gewarteten Vorstellungen, Empfindungen und
Entwuerfe liegen nun auf einmal, wie auf der Folter ausgespannt,
verzerrt und zerrissen da; der ganze Mensch ist seiner Vernichtung im
Angesicht.  Er erholte sich zwar wieder, seine Seele nahm ihre vorige
Schnellkraft wieder, aber nur um desto empfindlicher und untroestbarer
zu leiden.

Unterdessen nahmen die Negoziationen zwischen Altheim und Renatchen
ihren erwuenschten Fortgang, und Hohendorf, der dieses nur zu bald
inneward, verzweifelte darueber.  Er kam oft zu Zerbinen, der, hinter
zugezogenen Fenstergardinen, in mathematischen Buechern vergraben sass,
in denen er leider! oft den ganzen Tag emsig las, ohne doch zwei
Zeilen zu verstehen, auch an die erste Seite immer wie gebannet blieb,
so sehr hatten seine Gedanken, wie ausgerissene unbaendige Hengste,
einen andern Weg genommen.  Das Studium lag; alle seine Schueler
verliessen ihn; Hohendorf allein blieb ihm, doch mehr um ihm seine Not
zu klagen, als Festungen erobern zu lernen.  Zerbin hoerte alle seine
Klagen, Verwuenschungen, Schmaeh- und Laesterungen ueber Altheim und
Renatchen mit grosser Geduld an, und hatte nie das Herz, die seinigen
dazuzufuegen, sondern akkompagnierte ihn aufs hoechste mit einigen
halberstickten Seufzern, oder einem frostigen Lachen und einer so
sokratischen Miene, dass er den Scharfsichtigsten selber betrogen
haben wuerde, weil er fest entschlossen war, und einen gewissen Reiz
drin fand, sich mit dieser erkuenstelten Gleichgueltigkeit das Herz
abzustossen.--Aeussere Umstaende kamen dazu; Altheim blieb der warme,
sorgsame Freund nicht mehr fuer ihn; zwei Passionen koennen das Herz
eines gewoehnlichen Menschen nie zu gleicher Zeit beschaeftigen; dazu
kam eine gewisse Art von Zurueckhaltsamkeit gegen ihn, weil er ihn
selbst in Renatchen verliebt gewusst hatte.  Ihr Umgang war kalt,
trocken, muerrisch; er ging des Morgens frueh aus dem Hause, und kam
des Nachts spaet heim; sie wurden sich so fremd, dass sie sich
fuereinander zu fuerchten anfingen.  Der Tod der Freundschaft ist
Misstrauen: seine Wechsel kamen an; er vergass Zerbinen die Pension
auszuzahlen; Zerbin war zu stolz, ihn zu mahnen; er wollte sich im
geringsten nicht bloss geben, dass er die Veraenderung seines Herzens
gegen ihn merkte.  Das Gefuehl der Freundschaft ist so zart, dass der
geringste rauhe Wind es absterben macht, und oft in toedlichen Hass
verwandelt; die Liebe zankt und soehnt sich wieder aus; die
Freundschaft verbirgt ihren Verdruss, und stirbt auf ewig.  Zwei
Freunde sehen nur ein anders gestaltetes Selbst aneinander; sobald
diese Taeuschung aufhoert, muss ein Freund vor dem andern erblassen und
zittern.

Zerbin, der ausser Wohnung und Tisch nichts frei hatte, fing an, die
Notwendigkeit einzusehen, seinem Schmerz, dessen Gegenstand nicht
edel genug war, ihn auf die Laenge bei sich selbst zu rechtfertigen,
einige Zerstreuung zu geben.  Er wollte das Schauspielhaus, die
Kaffeehaeuser besuchen, um nicht von dem Alp Hypochonder erdrueckt zu
werden, der sich so gern zu einem Kummer gesellt, der durch keine
Leidenschaft mehr veredelt wird.  Alle seine Gelehrsamkeit hatte aus
seinem Kopf Abschied genommen; er musste wie ein Schulknabe wieder von
vorn anfangen, und, was das schlimmste war, stellte sich ihm
Renatchen, und alle mit ihr sich eingebildete Freuden, wie eine
feindselige Muse, bei jedem Schritt im Wege, und riss, wie jenes
Ungewitter vor Jerusalem, in der naechsten Stunde alles wieder ein,
was er in der vorigen mit Muehe gebaut hatte.  Meine Leserinnen werden
vielleicht bei dem ersten wahren Gemaelde einer Maennerseele erstaunen,
vielleicht aber auch bei ernsthafteren Nachdenken den Ungluecklichen
bedauren, der das Opfer einer so unredlichen Politik ward.  Wie
gesagt, seine Schueler verliessen ihn; der Mangel nagte und presste; er
geriet in Schulden--und das--weil er zu verschaemt, zu
stolz--vielleicht auch zu traege war, jemand anders anzusprechen, bei
seiner Aufwaerterin, die er, sobald er sich das Herz genommen haben
wuerde, Altheimen zu mahnen, mit Interessen zu bezahlen hoffte, sich
also dadurch die Erniedrigung ersparte, andern Leuten
Verbindlichkeiten zu haben.

Altheim wusste indessen allen Wendungen Renatchens zu einem foermlichen
Heiratsverspruch so geschickt auszuweichen, dass sie es endlich muede
ward, auf neue Kunstgriffe zu sinnen, und sich lieber der angenehmen
Sicherheit ueberliess, die die groessten Helden des Altertums so oft vor
dem Ziel aller ihrer Unternehmungen uebereilte.  Sie suchte nun aus
seiner Leidenschaft alle nur moegliche Vorteile fuer den gegenwaertigen
Augenblick zu ziehen, und, da der Graf nichts weniger als geizig war,
verschwendete er unermessliche Summen, ihr tausend Abwechselungen von
Vergnuegen zu verschaffen.  Beide dachten an Vermeidung des Argwohns
und an die Zukunft nicht; boese Zungen sagten sogar schon in der Stadt
sich ins Ohr, ihre Bekanntschaft sei von sichtbaren Folgen gewesen.
Ein Teil dieser Nachreden mochte sich auch wohl von Hohendorf
herschreiben; sie bekamen sie selber zu Ohren, ohne sich darueber sehr
zu kraenken, oder ihre Auffuehrungen behutsamer einzurichten, so dass
man am Ende Renatchen ueberall nur _die Graefin_ nannte.

Zerbin hoerte diese Benennung und viel aergerliche Anekdoetchen in allen
Gesellschaften, die er noch besuchte; seine Goettin so von ihrer Wuerde
herabsteigen, so tief erniedrigt zu sehen, konnte nicht anders, als
den letzten Keim der Tugend in seinem Herzen vergiften.  Er suchte
sich eine bessere Meinung vom Frauenzimmer zu verschaffen, er suchte
sein Herz anderswo anzuhaengen; es war vergeblich.  Der Herr des
Hauses, das er und der Graf zusammen bewohnten, hatte eine Tochter,
die dem Buecherlesen ungemein ergeben war, und sich zu dem Ende ganze
Wochen lang in ihr Kabinett verschloss, ohne sich anders als beim
Essen sehen zu lassen.  Er beredete den Grafen, ihm bei seinem
Hausherrn die Kost auszudingen, welches der mit Freuden tat, weil
dieser Tisch wohlfeiler, als der im Gasthofe, war, und er zu seinen
verliebten Verschwendungen jetzt mehr als gewoehnlich zu sparen anfing.
Zerbin suchte bei Hortensien (so hiess die Tochter seines Wirts)
wenigstens den Trost einer gesellschaftlichen Unterhaltung--aber
leider! musste er auch hier die gewoehnliche Leier wieder spielen sehen.
Sie legte alles, was er redte und tat, als Anstalten zu einer
naehern Verbindung mit ihr aus, zu der sie denn auch nach der
gewoehnlichen Taktweise einen Schritt nach dem andern ihm entgegen tat.
Es ist ein Mann, sagten alle ihre Blicke, alle ihre Mienen, alle
ihre dahin abgerichteten, ausgesuchten, in ihrem Kabinett
ausstudierten Reden; er will dich heiraten!  Du wirst Brot bei ihm
finden; es ist doch besser Frau Magistern heissen, als ledig bleiben,
und er denkt honett.  Er dachte aber nicht honett; er wollte diese
steifen, abgezirkelten, ausgerechneten Schritte in den Stand der
heiligen Ehe nicht tun, so sehr Algebraist er auch war--er wollte
lieben.  Er wollte Anheften, Anschliessen eines Herzens an das andere
ohne oekonomische Absichten--er wollte keine Haushaelterin, er wollte
ein Weib, die Freude, das Glueck, die Gespielin seines Lebens; ihre
Absichten gingen himmelweit auseinander; er steuerte nach Sueden, sie
steuerte nach Norden; sie verstunden sich kein einzig Wort.  Doch
glaubte sie ihn zu verstehen; alle seine Gefaelligkeiten, alle seine
Liebkosungen (denn was liebkost nicht ein Mensch in der
Verzweiflung?) beantwortete sie mit einer stumpfen, kalten
Sproedigkeit, die ihn immer entweder mit Blicken, oder wohl gar mit
Worten, auf den Ehestand hinauswies, als ob bis dahin keine
Verschwisterung der Herzen moeglich, oder vielmehr, als ob sie von
keiner andern, als die hinter den Gardinen geschieht, einige Begriffe
haette.  Der arme Mensch ging drauf, verzehrte sich in sich selber.
Er musste etwas lieben--Hier fing das Schreckliche seiner Geschichte
an.

Seine Aufwaerterin war ein junges, schlankes, rehfuessiges, immer
heitres und lustiges Maedchen.  Ihre Gutherzigkeit war ohne Grenzen,
ihr Wuchs so schoen als er sein konnte, ihr Gesicht nicht fein, aber
die ganze Seele malte sich darin.  Diese Ehrlichkeit, dieses
sorgenfreier unendlich Aufmunternde in ihrem Auge verbreitete Trost
und Freude auf allen Gesichtern, die sie ansahen; lesen mochte sie
nicht, aber desto lieber tanzen, welches ihre Lebensgeister in der
ihr so unnachahmbaren Munterkeit erhielt.  In der Tat war ihr
gewoehnlicher Gang fast ein bestaendiger Tanz, und wenn sie sprach,
jauchzte sie, nicht um damit zu gefallen, sondern, weil das herzliche
innerliche Vergnuegen mit sich selbst und ihrem Zustande keinen andern
Ausweg wusste.  In ihrem Anzug war sie immer sehr reinlich, und an
dieser Tugend sowohl, als selbst im Geschmack, liess sie ihre
Gebieterin unendlich weit hinter sich.--Wie vieles kommt auf den
Augenblick an, zu wie vielen schrecklichen Katastrophen war nur die
Zeit, die Verbindung kleiner, oft unwichtig scheinender Umstaende die
Lunte!  Ach, dass unsere Richter, vielleicht in spaetern bessern Zeiten,
der goettlichen Gerechtigkeit nachahmend, auch dies auf die
Waagschale legten, nicht die Handlung selbst, wie sie ins Auge faellt,
sondern sie mit allen ihren Veranlassungen und zwingenden Ursachen
richteten, eh' sie sie zu bestrafen das Herz haetten!--In einem der
Augenblicke, wo die menschliche Seele an all ihrem Glueck verzagt,
brachte Marie (so hiess die Aufwaerterin) Zerbinen den Kaffee aufs
Zimmer.  Der Herr des Hauses war eben mit seiner ganzen Familie zu
einem Landfestin zwei Stunden vor der Stadt herausgefahren, von dem
er vor Abend nicht wiederkam.  Zerbin hatte den Morgen einem Buerger,
der ihm zu einem Spazierritt schon vor einer Woche das Pferd geliehen,
den letzten Groschen aus dem Beutel gegeben; es fiel ihm, als er sie
tanzend hereintreten sah, ein, indem die Empfindung des Mangels kalt
und grauenvoll ueber ihm schwebte, dieses gutartige holde Geschoepf
koenne wohl in dem Augenblick ebenso beduerftig sein, und aus Groesse der
Seele, oder aus jungfraeulicher Schuechternheit, ihren Verdruss ueber das
lange Aussenbleiben seiner Bezahlung verbeissen: er fragte sie also mit
einem ziemlich verwilderten Gesicht: "Jungfer! ich bin Ihr ja auch
noch schuldig; wieviel betraegt's denn?"

Ob sie nun aus seiner Miene geschlossen, dass ihm die Bezahlung itzt
wohl schwerfallen duerfte, oder ob etwas in ihrem Herzen fuer ihn
sprach, das nur wuenschte durch eine Handlung der Aufopferung sich ihm
weisen zu koennen--genug, sie wusste mit einer so eigenen Naivetaet ein
erstauntes Gesicht anzunehmen, die Haende so bescheiden zu falten, so
beklemmt zurueckzutreten, dass Zerbin selber drueber irreward.  "Sie mir
schuldig, mein Herr? seit wann denn?--Woher denn?"--"Hat Sie mir
nicht fuenf Gulden von Ihrem Lohn geliehen--und nachher noch fuenfe von
Ihrer guten Freundin verschafft?"--"Sie traeumen.  Ich glaube, die
gelehrten Herren haben zuweilen Erscheinungen."--"Ich muss es Ihr
bezahlen, Jungfer.  Ich will meine Uhr versetzen."--Um meinen
Leserinnen und Lesern dieses Betragen unserer artigen Baeuerin in ein
besseres Licht zu setzen, muessen wir hier erinnern, dass sie Tochter
eines der reichsten Schulzen aus einem benachbarten Dorf war, und
nicht sowohl wegen des Lohns, als wegen alter Verbindlichkeiten, die
ihr Vater dem Herrn vom Hause hatte, bei ihm diente.

Sie setzte sich hierauf in eine noch feierlichere Stellung, und tat
die schrecklichsten Schwuere, dass er ihr nichts schuldig waere; er
sprang auf, weinte fuer Scham, Wut und Dankbarkeit; sie fing mit an zu
weinen, sagte, wenn er wieder was noetig haette, sollte er sich nur an
sie wenden, sie haette einen reichen Vaterbruder in der Vorstadt, sie
wuerde schon Mittel finden, etwas von ihm zu bekommen; er schloss sie
in seine Arme; ihr bebenden Lippen begegneten sich--Einsamkeit,
Stille, Heimlichkeit, tausend angsthafte, freudenschaurige Gefuehle
ueberraschten sie; sie verstummten--sie gleiteten--sie fielen.

Diese Trunkenheit des Gluecks war die erste und einzige, die Zerbinen
fuer seine Lebenszeit zugemessen war, um ihn in desto tieferes Elend
hinabzustuerzen.  Zwar wussten beide auch nachmals noch Gelegenheit zu
finden, ihre Zaertlichkeiten zu wiederholen; aber wie der erste
Schritt zum Laster, so mit Rosen bestreut er auch sein mag, immer
andere nach sich zieht, so ging es auch hier.  Zerbins hohe Begriffe
von der Heiligkeit, aufgesparten Glueckseligkeit, von dem Himmel des
Ehestandes verschwanden.  Die Augen fingen ihm, wie unsern ersten
Eltern, an aufzugehen, er sah alle Dinge in ihrem rechten Verhaeltnis,
sah bei der Ehe nichts mehr, als einen Kontrakt zwischen zwei
Parteien aus politischen Absichten.  Hortensia und ihr steifes
Betragen hatte nun in seinen Augen gar nichts Widriges mehr, da der
Vater eine ansehnliche Stelle im Magistrat bekleidete, und
zehntausend Taler mitgeben konnte: er ward vernuenftig.  Er hatte die
Liebe seiner Marie zum voraus eingeerntet; Liebe schien ihm nun ein
Ingrediens, das gar nicht in den Heiratsverspruch gehoerte; die grosse
Weisheit unserer heutigen Philosophen ging ihm auf, dass Ehe eine
wechselseitige Huelfleistung, Liebe eine voruebereilende Grille sei;
eine Missheirat schien seinem aufgeklaerten Verstande nun ein ebenso
unverzeihbares Verbrechen, als es ihm ehemals der Ehebruch und die
Verfuehrung der Unschuld geschienen hatten.  In ein Doerfchen zu gehen,
und mit seinem freundlichen Mariechen Bauer zu werden--oder dem
Vorurteil aller honetten Leute in Leipzig Trotz zu bieten und seine
schoene Baeuerin im Angesicht all seiner galanten Bekanntschaften zu
heiraten--welch ein unfoermlicher Gedanke fuer einen Philosophen, dem
itzt erst die Fackel der Wahrheit zu leuchten anfing, der itzt erst
die Beziehungen der Menschen, die Abweichungen der Staende, die
Torheiten phantastischer junger Leute, die Irrtuemer der Phantasei,
und das unermessliche Gebiet der Wahrheit im echtesten Licht uebersah!
Von dieser Zeit an fasste er den Entschluss, Professor der oekonomischen
Wissenschaften, nebenan des Naturrechts, des Voelkerrechts, der
Politik und der Moral, zu werden.  Saubere Moral, die mit dem
Verderben eines unschuldigen Maedchens anfing!  Er raesonierte nun
ungefaehr also:

"Der Trieb ist allen Menschen gemein; er ist ein Naturgesetz.  Die
Gesellschaft kann mich von den Pflichten des Naturgesetzes nicht
lossagen, als wenn diese den gesellschaftlichen Pflichten
entgegenstehen.  Solange sie sich damit vereinigen lassen, sind sie
erlaubt--was sage ich? sie sind Pflicht.  Ich darf also die Achtung,
die ich der Gesellschaft schuldig bin, nicht aus den Augen setzen.
Folglich: wenn ich Marien dahin bringen kann, dass sie um einige Zeit
eine Reise zu ihren Verwandten vorschuetzt, so sie insgeheim nach
Berlin fuehre, wo ich gleichfalls meinen Vater zu besuchen habe, ihr
dort ein Zimmer miete, das Kind auf die Rechnung meiner kuenftigen
Erbschaft von dem und dem alten Bekannten meines Vaters in der Stille
erziehen lasse--unterdessen wiederkomme und eine reiche Partie--Marie
bleibt immer mein, und je verstohlner wir nachher zusammenkommen,
desto suesser--Liebe hat ihre eigene Sphaere, ihre eigene Zwecke, ihre
eigene Pflichten, die von denen der Ehe himmelweit unterschieden sind."

Er setzte sich sogleich hin, an seinen Vater zu schreiben, ihm durch
die unvermutete Entdeckung, dass er noch lebte, eine Freude zu machen,
und sich zugleich fuer seine bedraengten Umstaende, und zu einer Reise
nach Berlin, eine Huelfe von hundert Friedrichd'or auszubitten.  In
diesem Augenblick trat Marie ins Zimmer.  Er kleidete ihr sein
Projekt in solche luegen- und schmeichelhafte Farben ein, dass sie mit
Traenen in alles willigte.  Wiewohl sie ihm die Freuden eines
eingezogenen, schuldlosen Lebens, in einem Dorf, wo ihr Vater ihn mit
beiden Haenden wuerde aufgenommen haben, mit Worten vormalte, die
Steine erweicht haben wuerden: aber seine Politik drang diesmal durch.
Sie wollten sich in Berlin so lange aufhalten, bis sein Vater tot
waere, und er foermliche Anstalten zu einer oeffentlichen Verheiratung
mit ihr machen koennte.  Sie ergab sich endlich in seine hoeheren
Einsichten, warf sich in seine Arme, drueckte ihm ihre Liebe nochmals
auf die Lippen, und erhielt von ihm die Versiegelung seiner noch
immer ebenso heftigen Leidenschaft.

Alles ging gut: er fing hierauf an, statt der verdruesslichen Lehre von
Potenzen und Exponenten, ein Kollegium ueber die Moral und eines ueber
das Jus Naturae zu lesen, das ihm gar kein Kopfbrechen kostete, und
ungemein gut von der Lunge ging.  Er bekam einen Zulauf, der unerhoert
war, und es waehrte kein halbes Jahr, so liess er fuer seine Lesestunden
ein neues Kompendium der philosophischen Moral, gepfropft aufs Natur-
und Voelkerrecht, drucken, das in allen gelehrten Zeitungen bis an den
Himmel erhoben ward.  Unterdessen blieb das arme Mariechen, die
Veranlassung aller dieser Revolutionen, ein unglueckliches Mittelding
zwischen Frau und Jungfer; ihre glueckliche Lustigkeit verlor sich;
die Rosen auf ihren Wangen starben; die Zeit ihrer Entbindung nahte
heran; Zerbin fing an verlegen zu werden, wenn sie auf sein Zimmer
trat.  Ein unangenehmer Vorfall kam noch dazwischen.

Dem Hause des Herrn Freundlach gegenueber lag ein Kaffeehaus, das
Hohendorf sowohl, als Altheim, in der Zeit ihrer ersten Bekanntschaft
mit Renatchen, gleich nach dem Essen gewoehnlich zu besuchen pflegten.
In der Zeit des Noviziats, da es bei beiden noch immer hiess:


  Ich aber steh, und stampf, und gluehe,
  Und flieg im Geiste hin zu ihr,
  Und bleib, indem ich zu ihr fliehe,
  Stets unstet, aber immer hier,
  Weil, bis mich Glueck und Freundschaft retten,
  Die oft ein langer Schlaf befaellt,
  Mich hier, mit diamantnen Ketten,
  Das Schicksal angefesselt haelt.

  _Uz_.


Obzwar Hohendorf itzt fast gar keinen Zutritt in dem Hause mehr hatte,
oder doch wenigstens von dem Idol seiner Wuensche allemal sehr
frostig empfangen ward: so blieb doch ein gewisser Zauber um dieses
Kaffeehaus schweben; er fuehlte allemal nach dem Essen einen geheimen
Zug hinzugehen, von dem er sich selbst nicht Rechenschaft zu geben
wusste.  Da sah er denn sein geliebtes Renatchen sehr oft mit
Altheimen am Fenster, und raechte sich, oder glaubte sich mit
verachtungsvollen Blicken recht herzlich an ihnen zu raechen.  Altheim
selbst kam auch noch bisweilen dahin, wenn Renatchen etwa sich nicht
sprechen liess, oder einen Besuch bei einer Verwandtin machte, die er
nicht wohl leiden konnte, weil sie beiden immer so spitzfindige Reden
gab.

An einem dieser Nachmittage kam Hohendorf mit Altheim in einem
Billardspiel, wo mehrere Personen um den Einsatz spielten, in einer
sogenannten Guerre zusammen, und es traf sich ungluecklicherweise, dass
die beiden Nebenbuhler grade aufeinander folgen mussten.  Hohendorf,
der schon lang eine Gelegenheit an Altheim suchte, machte, ohne dass
es ihm selbst Vorteil brachte, seinen Ballen, welches wider die Regel
vom Spiel ist.  Altheim zeigte seinen Verdruss darueber; Hohendorf
schuettelte laechelnd den Kopf; als die Reihe wieder an ihn kam, machte
er, nun wirklich unversehens und wider Willen, den Ballen des Altheim
zum andernmal.  Altheim, fest versichert, dass dies in der Absicht
geschehe, ihn zu beleidigen, warf ihm den Billardstock ins Gesicht;
sie griffen nach den Degen; man trennte sie; den andern Morgen ritten
sie vor der Stadt hinaus ins Rosental, sich auf Pistolen zu schlagen,
wo Altheim so gluecklich oder so ungluecklich war, seinen Gegner zu
erlegen, und sich ungesaeumt aus dem Staube machte, ohne nachher,
weder seiner Geliebten, noch unserm Zerbin, seinem Mentor, jemals mit
einer Silbe Nachricht von sich zu geben.

Zerbin wusste also auch die anderweitigen Schulden, die er, auf die
Rechnung der vom Grafen zu bekommenden rueckstaendigen Pension, gemacht
hatte, nicht zu bezahlen; er musste eine ganz andre Haushaltung
anfangen.  Um seinen Hausherrn in guter Laune zu erhalten, redete er
nun, bisweilen raetselhaft, bisweilen ziemlich deutlich, von gewissen
Absichten, die er auf seine Tochter haette, deren Jugend und Schoene
sehr stark zu sinken anfing.  Sobald Marie bei ihren geheimen
Zusammenkuenften sich unruhig darueber bezeigte, wusste er sie mit der
Notwendigkeit dieser Maskerade zufrieden zu sprechen, damit ihn der
Herr des Hauses nicht wegen Hausmiete und Kostgeld mahnte, welches in
der Tat auch nicht erfolgte, und seine Sicherheit und
stillschweigende Verbindlichkeit gegen Hortensien immer groesser machte.
Seine ganze Hoffnung, der letzte Anker, den er ausgeworfen, stand
nun auf die Antwort von seinem Vater.  Man stelle sich Mariens
Entzuecken vor, als sie ihm selbst den Brief aus Berlin von dem
Posthause brachte, und den Uebergang zu ihrer Verzweiflung, als sie
nun aus seinem Munde hoerte, dass auch hier der Tau zerrissen sei.
Sein Vater war, durch einen der kuehnsten Diebstaehle, da man ihn
selbst und seine alte Magd geknebelt hatte, rein ausgepluendert worden,
und itzt im allerkuemmerlichsten Mangel, da er, wegen seines
bekannten Wuchers, bei niemand einmal Mitleiden fand.  Er bat seinen
Sohn, ihn, wo moeglich, mit Geld zu unterstuetzen, oder zu sich nach
Leipzig kommen zu lassen.  Es blieb Marien nichts uebrig, als Weinen
und Schluchzen; sie warf sich ihm zu Fuessen; er sollte mit ihr in ihr
Dorf gehen, um ihr bei ihrem Vater Vergebung zu verschaffen.  Alles
war umsonst; er stellte ihr vor, dass eine Geschichte von der Art,
wenn sie bekannt wuerde, ihn unfehlbar um seine Stelle bei der
Universitaet bringen wuerde, dass er sich durch sein Ansehen, durch
seinen Kredit, durch seine Gelehrsamkeit wohl noch so weit bringen
wuerde, sein berlinisches Projekt mit ihr auch hier in Leipzig
auszufuehren, dass er ein Werk unter der Presse haette, fuer welches ihm
der Buchhaendler dreihundert Taler geboten, dass er die zur Erziehung
des Kindes verwenden wolle, dass sie ihm versprechen solle, sich an
ihre Freundin in der Vorstadt zu wenden, ihr ihren Zustand zu
gestehen, eine schleunige Krankheit bei ihr vorzuschuetzen, unter dem
Vorwand in ihrem Hause zu bleiben, bis die Entbindung vorueber waere,
und unter der Zeit eine andere Magd in ihre Stelle zu mieten usw.
Sie versprach alles aus Liebe zu ihm; sie ging von ihm, fest
entschlossen, allen moeglichen Stuermen des Schicksals Trotz zu bieten,
um ihm seine Ehre und guten Namen in der Stadt zu erhalten; an den
ihrigen dachte sie nicht einmal.  Ihre Haende noch nass von den Traenen,
mit denen er sie beschworen hatte, die Sache geheimzuhalten, dachte,
sah, begriff sie keine Schwierigkeiten bei dieser Sache, fing
sogleich an, den Anfang ihrer Rolle zu spielen, und sich bei ihrer
Jungfer ueber Kopfweh und Fieberschauer zu beklagen.  Den Nachmittag
hatte sie den Plan gemacht, ihrer Freundin einen Besuch zu geben, und
da, gleich als ob sie unvermutet von einem hitzigen Fieber ueberfallen
waere, sich zu Bette zu legen.

Aber wie wenig wusste das gute Maedchen, was sie versprochen hatte!
Als sie zu ihrer Freundin kam, fand sie sie eben im Ausraeumen
begriffen, weil sie ihre Miete aufgesagt hatte, und ein anderes Haus
beziehen wollte.  Mann und Frau hatten, wie es bei dergleichen
Gelegenheit zu gehen pflegt, Haendel zusammen bekommen, und maulten
itzt miteinander.  Sie ward mit einem bewoelkten Gesicht empfangen;
die Furcht, ihr zur ungelegenen Stunde zu kommen, verschloss ihr den
Mund.  Das Herz entfiel ihr; all ihre Anschlaege verwirrten sich, sie
wusste nicht aus noch ein.  Sie sagte ihrer Freundin, dass ihr nicht
wohl waere; sie ward kaltsinnig bedauert.  Ach, ein Ton der Stimme,
eine trockene Miene ist, in dergleichen Gelegenheiten, schuechternen
und zarten Seelen ein Donnerschlag!  Sie kam halb ohnmaechtig wieder
nach Hause, und doch liebte sie Zerbinen zu sehr, um ihn durch
Erzaehlung dieses ersten misslungenen Versuchs in Bekuemmernis zu setzen.
Sie sah nun ihr Schicksal als eine Strafe Gottes fuer ihren
Leichtsinn an, der hoechste Grad der Melancholei, und fand ihren Trost,
ihre Wollust in verborgenen Traenen.  Sie wagte es dennoch, nach ein
paar Tagen zum andernmal hinzugeben, nachdem sie Zerbinen eingebildet
hatte, es sei alles schon in Richtigkeit: sie fand Ihre Freundin
nicht zu Hause.  Auch dies sah sie als etwas Uebernatuerliches an; ihr
Herz entfiel ihr immer mehr; es war, als ob ihr jemand zuriefe: du
sollst dich deiner Freundin nicht entdecken!--O Richter, Richter,
habt ihr die Gefuehle eines jungen Maedchens je zu Rat gezogen, wenn
ihr ueber ihre Tat zu sprechen hattet!  Ahndet ihr, was das heisst,
seine Schande einer andern entdecken, was fuer Ueberwindung das kostet,
was fuer ein Kampf zwischen Tod und Leben in einer weiblichen Seele,
die noch nicht schamlos geworden ist, da entstehen muss?  Sie fasste
nun den Vorsatz, in die Haende Gottes, nicht in die Haende der Menschen
zu fallen, wie sie nachher ihrem Beichtvater selber gestanden hat.
Sie wollte sich ihrem Schicksal ueberlassen, und das Schlimmste
abwarten, ohne Zerbin oder irgend einem Menschen ein Wort davon zu
sagen.--Die Taschen, die damals auch Personen geringen Standes
durchgaengig trugen, verhehlten ihren Zustand; kurz, die Frucht ihrer
verbotenen Vertraulichkeit kam, nach ihrem letzten Gestaendnis, tot
auf die Welt.

Nach den Gesetzen ist eine verhehlte Schwangerschaft allein
hinlaenglich, einer Weibsperson das Leben abzusprechen, wenn man auch
keine Spur einer Gewalttaetigkeit an dem Kinde gewahr wird.  Marie
hatte das ihrige in der Geschwindigkeit ins Heu verbergen wollen, da
eben das Haus, wegen eines Schmauses in der Vakantzeit, voller Gaeste
war, und sie alle Augenblicke gebraucht wurde.  Der Kutscher war in
ihrer Abwesenheit auf den Heuboden gestiegen, den Pferden etwas
Futter zu langen, und er war der erste Angeber dieses ungluecklichen
Maedchens.

Sie ward gefaenglich eingezogen: Zerbin liess sich nichts merken.  Man
stelle sich die Entschlossenheit, die Grossmut, die Liebe dieses
ungluecklichen Schlachtopfers vor: sie war durch keine Mittel dahin zu
bringen, den Vater ihres Kindes herauszugeben.  Alle Klugheit, alle
Strenge der Obrigkeit war umsonst; nichts als unzusammenhaengende
Erdichtungen konnten sie aus ihr bringen.  Das war eine Szene, als
ihr Vater, der Schulz aus dem Reichsdorf, zu ihr ins Gefaengnis trat.

"Du Alleweltsh--", war sein Willkomm, "was machst du hier?  Hab ich
dich so gelehrt, Gottes Gebot aus den Augen setzen?"

Sie weinte.

"Durch Henkershand dich verlieren--Wer ist der Vater dazu gewesen,
sag mir's!  Gottes Gericht soll mich verfolgen, wo ich es nicht so
weit bringe, dass der Kerl"--hier kniff er die Daumen ein, sah in die
Hoehe, biss die Zaehne zusammen, und Schaum trat ihm vor den Mund.

Sie weinte immer fort.

"O du Gottsvergessene--nenn mir den Kerl nur!"--Er setzte sich bei
ihr auf eine zerbrochene Tonne nieder.

"Ich weiss ihn nicht, Vater, ich kenn ihn nicht."

"Du kennst ihn nicht--so wird Gott ihn finden, Gottes Gericht ihn
finden!  Du kennst ihn nicht?  Du wirst dir doch nicht im Schlaf so
was haben anraesonieren lassen--Meine einzige Tochter auf dem
Schafott--Nenn mir ihn, sag mir ihn, ich will ihm nichts zu leide tun!
"--"Freilich war's so gut als im Schlaf, Vater, im Rausch, Vater! als
wir von einer Hochzeit kamen.  Es war ein Schuhmachersgesell, den
Mainzer nennten sie ihn."

"Gott wird ihn finden, den Schuhmachersgesellen--O mein Kind, mein
Kind!" Hier umarmte er sie heulend, und drueckte sie, unter
erschrecklichem Schluchsen, zu wiederholten Malen an sein Herz.
"Wenn ich mich hier in deine Stelle setzte, du bist jung; du kannst
noch lange leben--"

"Ich ueberlebte es nicht--"

"Ich hatte dir mein neues Haus zugedacht; es ist unter Dach; du
sollst mir den Nagler Rein heiraten; es ist ein junges frisches Blut,
und hat dich jederzeit so lieb gehabt.  Alle Abend bin ich mit meinem
alten Weibe hinspaziert, und haben nach dem Bau gesehen und von dir
geredt, wie wir im Winter so vergnuegt miteinander leben, und fleissig
zueinander zu Licht gehen wollten.  'Ich habe noch fuenf Pfund von dem
schoenen weissen Flachs; die soll sie mir abspinnen helfen', sagte sie.
'Sie wird doch itzt in der Stadt nicht so galant geworden sein, dass
sie das Spinnrad nicht mehr in die Hand nehmen darf'--ach, du
gottloses Kind! es war, als ob sie das im prophetischen Geist gesagt
haette."

Sie, auf seine Hand weinend: "Koennt Ihr mir denn nicht verzeihen,
Vater?"

"Er, der Nagler Rein, stund denn so dabei und laechelte, und die
Traenen quollen ihm in die Augen.  Sag ich doch, es war, als ob's uns
allen geahndt haette."

"Gruesst den guten Rein, sagt, ich werde noch in der Ewigkeit fuer ihn
beten, dass er eine bessere Frau bekomme, als ich ihm gewesen waere.
Sagt ihm, es soll ihm nicht leid sein um mich."

"Wem sollt' es nicht leid sein um dich." Hier heulte er wieder an
ihrem Halse.  "Darf deine Mutter auch kommen, dich zu sehen?"

"Meine Mutter--wo ist sie--wo ist meine gute Mutter?  Geschwind lasst
sie hereinkommen!  Ich habe nicht lange mehr hier zu bleiben."

Walter (so hiess der Alte) schlug in die Haende.  "Ist denn keine Gnade,
kein Pardon nicht moeglich?  Ich will mich dem Gerichtsherrn zu Fuessen
werfen--"

"Meine Mutter, Walter!--Ich schwoer Euch, es stirbt kein Mensch so
gern als ich"--sie flog an die Tuer: "Meine Mutter!  Lasst meine Mutter
hereinkommen!"

Hier traten die Mutter und einige Verwandtinnen herein; es ging ein
allgemeines Geheul an, das den Kerkermeister selber aus seiner
Fassung brachte, dass er das Zimmer verlassen musste.  Die grausame
Stunde rueckte heran.  Man sprach noch immer in der Stadt davon, sie
wuerde Gnade bekommen; bis zum letzten Augenblick, noch da ihr die
Augen verbunden wurden, stand das Volk in dieser Erwartung; man
konnte es nicht begreifen, nicht fassen, dass eine so liebenswuerdige
Gestalt unter Henkershaenden umkommen sollte; der Prediger war nicht
imstande, ihr ein einziges Trostwort zuzusprechen--vergeblich!  Die
Gesetze waren zu streng, der Fall zu deutlich; sie ward enthauptet.

Sie hat bis an den letzten Augenblick die liebenswuerdige, milde
Heiterkeit in ihren Mienen, sogar in ihrer ganzen Stellung, in dem
nachlaessigen Herabsinken ihrer Arme und des Haupts, noch beibehalten,
die ihren Charakter so vorzueglich auszeichnete.  Sie stand da, etwa
wie eine von den ersten Bekennerinnen des Christentums, die fuer ihren
Glauben Schmach und Martern getrost entgegensahen.  Sie wandte sich
noch oft sehnsuchtsvoll herum, gleich als ob ihre Augen unter dem
gedraengten Haufen Volks jemanden mit Unruhe suchten.  Jedermann sagte,
sie suche ihren Liebhaber, und die nah bei ihr gestanden, versichern,
sie haben sie noch in den letzten Augenblicken einen Namen sehr
undeutlich aussprechen hoeren, der von einem heftigen Traenenausbruch
begleitet wurde.  Sie hielt sich sodann eine Minute die Hand vor die
Augen, welche sie hierauf, wie ausser sich, halb ohnmaechtig dem
Scharfrichter reichte, weil sie sich nicht mehr auf den Fuessen
erhalten konnte.  Er band ihr die Augen zu--und die schoene Seele flog
gen Himmel.

Zwei, drei Tage war alles in der Stadt in Bestuerzung; man sprach in
allen Gesellschaften von nichts, als der schoenen Kindermoerderin.  Man
schrieb Gedichte und Abhandlungen ueber diesen Vorfall: Zerbin ging
bei alledem wie betaeubt umher, das gewoehnliche Schicksal
abgewuerdigter Seelen, wenn sie in ausserordentliche Umstaende kommen.
Wenn ich einen Roman schriebe, so wuerde ich es nimmer wagen, meine
Geschichte mit einem Selbstmorde zu schliessen, um den Verdacht der
Nachahmung zu vermeiden, da diese Saite nun einmal von einer
Meisterhand ist abgegriffen worden.  So aber darf ich mich von meiner
Urkunde nicht entfernen, und welch ein Unterschied ist es nicht mit
alledem unter einem Selbstmorde, der, durch die Zaubereien einer
raphaelischen Einbildungskraft, zu einer schoenen Tat ward, und das
hoechste Glueck des Liebhabers befoerderte, und unter einem, der nichts,
als die gerechte Folge einer schaendlichen Tat, und mehr wie eine
Strafe des Himmels, als wie ein Fehltritt einer verirrten
Leidenschaft anzusehen war!  Er kroch, unter der Last seiner Schuld,
und der ihm allein empfindbaren Vorwuerfe aller seiner Zeitverwandten,
stumm und sinnenlos zu der ihn erwartenden Schlachtbank.  Folgende
Papiere, die man in seinem Schreibpult gefunden, koennen dennoch
einiges Mitleiden fuer ihn rege machen.  Wir wollen sie, unter den
Zeichen A und B, nach Mutmassung der Zeit, in der sie geschrieben sein
koennen, hier einruecken.

"A.  Ich komme zu dir, meine Marie--ich komme, mich mit dir vor
denselben Richterstuhl zu stellen, und von dir mein Urteil zu
erwarten.  Die Welt verdammt mich, es ist mir gleichgueltig, aber
du--solltest du keine Verzeihung fuer mich haben, Heilige!--So soll es
mir suess sein, wenigstens von dir meine Strafe zu erhalten.  Du allein
hast das Recht dazu.

B.  Ich schreibe dieses, sie vor den Augen der ganzen Welt zu
rechtfertigen.  Unsere Ehe war kein Verbrechen; zwar war sie von
keiner Priesterhand eingeweiht, aber durch unverstellt brennende
Kuesse versiegelt, durch fuerchterliche Schwuere bestaetigt.  Dieser
Lehnstuhl, an dem wir beide auf den Knieen gelegen, dieses Bette, auf
dem ich mich noch heulend herumwaelze, sind Zeugen davon.  Ich war die
einzige Ursache, dass unsere Verbindung nicht oeffentlich bestaetigt
ward--meine eingebildete Gelehrsamkeit, mein Hochmut waren die
einzigen Hindernisse.  Ich schmeichelte ihr, ich wuerde sie nach
Berlin bringen, und meinem Vater vorstellen, bloss um ihre Wuensche,
ihre Bitten in die Laenge zu ziehen.  Ich kann nicht trauren ueber
alles dieses; mein Herz ist zu hart.  Aber dass sie mich nicht
verraten hat, dass sie fuer mich gestorben ist, war zu grossmuetig; das
verdiente ich nicht!  Ich eile ihr das zu sagen--ich warne alles
Frauenzimmer vor einer so grenzenlosen Liebe gegen unwuerdige
Gegenstaende.  Ich wollte ihr nichts aufopfern; sie opferte mir alles
auf.  Ich kann mich nicht hassen, aber ich verachte mich!"

Er schlich, ohne einem Menschen ein Wort zu sagen, in truebsinniger
Schwermut einige Tage hin, sprach selbst von dieser Geschichte mit
Hortensien und andern, wiewohl allemal sehr kurz.  Am dritten Tage
abends kam er nicht zu Hause; den vierten Tag ward am Morgen seine
Leiche in dem zu der Zeit mit Wasser angefuellten Stadtgraben gefunden,
in den er sich vom Wall herabgestuerzt hatte.  Jedermann erschrak;
bis endlich, bei Durchsuchung seiner hinterlassenen Papiere, den
Leuten die Augen aufgingen.  Hortensia ward schwermuetig, und
Renatchen soll nach der Zeit die Religion veraendert haben, und in ein
Kloster gegangen sein.


Ende dieses Projekt Gutenberg Etextes Zerbin (oder die neuere
Philosophie), von Jakob Michael Reinhold Lenz.





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Or /etext03, 02, 01, 00, 99, 98, 97, 96, 95, 94, 93, 92, 92, 91 or 90

Just search by the first five letters of the filename you want,
as it appears in our Newsletters.


Information about Project Gutenberg (one page)

We produce about two million dollars for each hour we work.  The
time it takes us, a rather conservative estimate, is fifty hours
to get any eBook selected, entered, proofread, edited, copyright
searched and analyzed, the copyright letters written, etc.   Our
projected audience is one hundred million readers.  If the value
per text is nominally estimated at one dollar then we produce $2
million dollars per hour in 2002 as we release over 100 new text
files per month:  1240 more eBooks in 2001 for a total of 4000+
We are already on our way to trying for 2000 more eBooks in 2002
If they reach just 1-2% of the world's population then the total
will reach over half a trillion eBooks given away by year's end.

The Goal of Project Gutenberg is to Give Away 1 Trillion eBooks!
This is ten thousand titles each to one hundred million readers,
which is only about 4% of the present number of computer users.

Here is the briefest record of our progress (* means estimated):

eBooks Year Month

    1  1971 July
   10  1991 January
  100  1994 January
 1000  1997 August
 1500  1998 October
 2000  1999 December
 2500  2000 December
 3000  2001 November
 4000  2001 October/November
 6000  2002 December*
 9000  2003 November*
10000  2004 January*


The Project Gutenberg Literary Archive Foundation has been created
to secure a future for Project Gutenberg into the next millennium.

We need your donations more than ever!

As of February, 2002, contributions are being solicited from people
and organizations in: Alabama, Alaska, Arkansas, Connecticut,
Delaware, District of Columbia, Florida, Georgia, Hawaii, Illinois,
Indiana, Iowa, Kansas, Kentucky, Louisiana, Maine, Massachusetts,
Michigan, Mississippi, Missouri, Montana, Nebraska, Nevada, New
Hampshire, New Jersey, New Mexico, New York, North Carolina, Ohio,
Oklahoma, Oregon, Pennsylvania, Rhode Island, South Carolina, South
Dakota, Tennessee, Texas, Utah, Vermont, Virginia, Washington, West
Virginia, Wisconsin, and Wyoming.

We have filed in all 50 states now, but these are the only ones
that have responded.

As the requirements for other states are met, additions to this list
will be made and fund raising will begin in the additional states.
Please feel free to ask to check the status of your state.

In answer to various questions we have received on this:

We are constantly working on finishing the paperwork to legally
request donations in all 50 states.  If your state is not listed and
you would like to know if we have added it since the list you have,
just ask.

While we cannot solicit donations from people in states where we are
not yet registered, we know of no prohibition against accepting
donations from donors in these states who approach us with an offer to
donate.

International donations are accepted, but we don't know ANYTHING about
how to make them tax-deductible, or even if they CAN be made
deductible, and don't have the staff to handle it even if there are
ways.

Donations by check or money order may be sent to:

Project Gutenberg Literary Archive Foundation
PMB 113
1739 University Ave.
Oxford, MS 38655-4109

Contact us if you want to arrange for a wire transfer or payment
method other than by check or money order.

The Project Gutenberg Literary Archive Foundation has been approved by
the US Internal Revenue Service as a 501(c)(3) organization with EIN
[Employee Identification Number] 64-622154.  Donations are
tax-deductible to the maximum extent permitted by law.  As fund-raising
requirements for other states are met, additions to this list will be
made and fund-raising will begin in the additional states.

We need your donations more than ever!

You can get up to date donation information online at:

http://www.gutenberg.net/donation.html


***

If you can't reach Project Gutenberg,
you can always email directly to:

Michael S. Hart <hart@pobox.com>

Prof. Hart will answer or forward your message.

We would prefer to send you information by email.


**The Legal Small Print**


(Three Pages)

***START**THE SMALL PRINT!**FOR PUBLIC DOMAIN EBOOKS**START***
Why is this "Small Print!" statement here? You know: lawyers.
They tell us you might sue us if there is something wrong with
your copy of this eBook, even if you got it for free from
someone other than us, and even if what's wrong is not our
fault. So, among other things, this "Small Print!" statement
disclaims most of our liability to you. It also tells you how
you may distribute copies of this eBook if you want to.

*BEFORE!* YOU USE OR READ THIS EBOOK
By using or reading any part of this PROJECT GUTENBERG-tm
eBook, you indicate that you understand, agree to and accept
this "Small Print!" statement. If you do not, you can receive
a refund of the money (if any) you paid for this eBook by
sending a request within 30 days of receiving it to the person
you got it from. If you received this eBook on a physical
medium (such as a disk), you must return it with your request.

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This PROJECT GUTENBERG-tm eBook, like most PROJECT GUTENBERG-tm eBooks,
is a "public domain" work distributed by Professor Michael S. Hart
through the Project Gutenberg Association (the "Project").
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on or for this work, so the Project (and you!) can copy and
distribute it in the United States without permission and
without paying copyright royalties. Special rules, set forth
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under the "PROJECT GUTENBERG" trademark.

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disk, book or any other medium if you either delete this
"Small Print!" and all other references to Project Gutenberg,
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     requires that you do not remove, alter or modify the
     eBook or this "small print!" statement.  You may however,
     if you wish, distribute this eBook in machine readable
     binary, compressed, mark-up, or proprietary form,
     including any form resulting from conversion by word
     processing or hypertext software, but only so long as
     *EITHER*:

     [*]  The eBook, when displayed, is clearly readable, and
          does *not* contain characters other than those
          intended by the author of the work, although tilde
          (~), asterisk (*) and underline (_) characters may
          be used to convey punctuation intended by the
          author, and additional characters may be used to
          indicate hypertext links; OR

     [*]  The eBook may be readily converted by the reader at
          no expense into plain ASCII, EBCDIC or equivalent
          form by the program that displays the eBook (as is
          the case, for instance, with most word processors);
          OR

     [*]  You provide, or agree to also provide on request at
          no additional cost, fee or expense, a copy of the
          eBook in its original plain ASCII form (or in EBCDIC
          or other equivalent proprietary form).

[2]  Honor the eBook refund and replacement provisions of this
     "Small Print!" statement.

[3]  Pay a trademark license fee to the Foundation of 20% of the
     gross profits you derive calculated using the method you
     already use to calculate your applicable taxes.  If you
     don't derive profits, no royalty is due.  Royalties are
     payable to "Project Gutenberg Literary Archive Foundation"
     the 60 days following each date you prepare (or were
     legally required to prepare) your annual (or equivalent
     periodic) tax return.  Please contact us beforehand to
     let us know your plans and to work out the details.

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*END THE SMALL PRINT! FOR PUBLIC DOMAIN EBOOKS*Ver.02/11/02*END*